Es fühlt sich irgendwie surreal an. Es fühlt sich komisch an, denn es ist zu einem Teil meines Lebens geworden. Ein Teil, nachdem ich nie gefragt habe. Ein Teil, den ich nie wollte. Es ist absolut merkwürdig, dennoch könnte ich nicht glücklicher sein.
Seit November 2019 ist meine Intensiv-Therapie vorbei und die Erhaltungs-Therapie ist gestartet. Seit November 2019 nehme ich täglich Medikamente, die meine Leukozyten runterdrücken und somit mein Immunsystem schwächen. Seit November 2019 nehme ich noch wöchentlich Chemotabletten und das hat jetzt tatsächlich nach fast 2 Jahren ENDLICH ein Ende – mal abgesehen von dem Gift, welches 2018 – 2019 ständig durch meinen Körper gepumpt wurde.
Die Erhaltungstherapie ist vorbei, was für ein merkwürdiges aber auch unglaublich befreiendes Gefühl. Keine Tabletten mehr nehmen – geht das überhaupt? Bin ich schon soweit? Seid ihr euch wirklich sicher? Ist das nicht gefährlich? Aus den wöchentlichen Besuchen beim Hausarzt werden monatliche Besuche und neben der unendlichen Freude über das Geschaffte, über das Ende, über den Erfolg, schwebt immer ein klein wenig Sorge mit. Ich bin daran gewöhnt die Tabletten zu nehmen, weil sie für mich einen weiteren Schritt in Richtung vollständiger Gesundheit bedeuten und damit soll ich jetzt aufhören? Ich kann mein Abendritual zum Nehmen der Tabletten einfach abstellen, es wird keine Magenprobleme, keine merkwürdigen Hautausschläge, keine Probleme mit der Leber und keine Schwächeanfälle, die mich häufig noch in die Knie zwangen, durch die Tabletten mehr geben. Ich kann es noch nicht wirklich fassen, aber es fühlt sich so, so, so gut an.
Die Punktionen, noch zwei Mal im 3 Monatstakt und danach alle 6 Monate, finden weiterhin zur Kontrolle statt. Es ist nicht schön, aber es gibt mir Sicherheit. Ich stelle es mir vor wie ein Gefühl im freien Fall, jemanden nach all den Strapazen einfach gehen zu lassen, ohne weitere Kontrollen, ohne Acht, ohne Ansprechpartner. Es ist nicht zu beschreiben, ich hasse es im Krankenhaus und bin doch wahnsinnig glücklich, dass die Ärzte mit mir sprechen, alles kontrollieren und ich nicht „alleine“ bin. Es ist ein Gefühl von Sicherheit, dass Menschen die tagtäglich mit der Krankheit zutun haben ein Auge auch mich haben, auch wenn es nur in Abständen von drei oder sechs Monaten ist.
Ich kann es noch nicht ganz fassen, dass die Therapie jetzt wirklich ein Ende haben soll.
Im Dezember 2018 wurde bei mir Akute lymphatische Leukämie diagnostiziert. Chemotherapie und Bestrahlung haben an mir gezerrt, doch ich hatte mein Ziel immer im Blick und es gibt immer nach vorne. Die Therapie ist heute nach fast 2 Jahren beendet und ich könnte nicht stolzer auf mich sein. Die Krankheit wird mich immer ein Stück begleiten und auch wenn mich in naher Zukunft noch regelmäßige Kontrollen erwarten bin ich unendlich froh meine Gesundheit Stück für Stück zurückzuerlangen und ich bin auf einem verdammt guten Weg!

Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Genesung liebe Fenja! Ich habe alle Deine Posts gelesen und mit großem Interesse verfolgt. Bewundernswert wie Du dieses alles gemeistert hast und vor allem nie aufgeben hast.
Liebe Grüße Klaus
LikeLike
Vielen, lieben Dank! Ganz gesund darf ich mich leider noch nicht nennen, aber ich bin auf einem guten Weg dorthin 🙂
LikeLike