Und so richtig realisiere ich das noch gar nicht.
Die Stelle, an der sonst eine kleine Erhebung neben einer Narbe zu spüren war, sitzt jetzt ein großes weißes Pflaster. Der Port ist raus, endlich.
Seit Februar 2019 hatte ich das kleine, runde (?) Teil über meiner rechten Brust, durch das mir Blut abgenommen wurde, aber wodurch mir vor allem massenweise heilendes Gift in meinen Körper gepumpt wurde. Immer und immer wieder wurde der Port bis aufs äußerste strapaziert – bis jetzt, denn jetzt sitzt er nicht mehr über meiner Brust, sondern liegt in einer Plastiktüte bei meinen Krankenhausunterlagen.
„Möchtest du den Port mitnehmen, oder sollen wir den direkt entsorgen?“ – hm, eigentlich würde ich schon gerne einmal sehen, was ich die letzten 4 Jahre so mit mir rumgetragen habe und was mir letztlich mein Leben um einiges erleichtert hat. „Ich nehme ihn mit!“


So schön das Gefühl ist so ein Ding hoffentlich nie, nie, nie, niemals, niemals, nie mehr zu brauchen, umso schlimmer war meine Nervosität vor der Portexplantation.
Das Teil kommt raus? Super – easy peasy, gaaaar kein Problem – ging mit Narkose rein, kommt mit Narkose wieder raus, klare Sache. Zu früh gefreut, beim Vorgespräch zur OP machte mir der zuständige Arzt ziemlich schnell klar, dass die Explantation viel einfacher wäre und dementsprechend eine Narkose nur unnötige Zeit aufwenden würde. Zusätzlich könnte ich nach einem ambulanten Eingriff mit örtlicher Betäubung direkt wieder nach Hause. Trotz meines aufsteigenden Zweifels wollte ich auf keinen Fall nach der OP im Krankenhaus bleiben und klammerte mich an den Gedanken so schnell es geht wieder auf meiner Couch zu liegen und mich nicht im Krankenhausbett auskurieren zu müssen. „Na gut, es ist ein Routineeingriff – halb so schlimm“, sagte ich mir immer wieder in der Hoffnung mich vielleicht irgendwann selbst überzeugen zu können.
Ich sage mal so, kurz vor der Portexplantation lagen meine Nerven blank. Die wollen jetzt wirklich an mir rumschnibbeln ohne, dass ich schlafe? Also so wirklich bei vollem Bewusstsein? Gruselig!
Als ich in den OP geschoben wurde schlug mir mein Herz bis zum Hals, was einer der drei anwesendes Ärzte schnell merkte. Er begann sich mit mir zu unterhalten, mir Fragen zu stellen und scherzte gemeinsam mit den anderen Ärzten und mir rum. Die Situation und meine Anspannung lösten sich etwas. „Sie dürfen auch Musik hören, überhaupt kein Problem“ – dankbar steckte ich einen AirPod in mein Ohr und machte so angenehme Musik wie möglich an und hoffte so auf andere Gedanken zu kommen.
Bevor es losging wurde ich mit Tüchern abgedeckt, sodass ich nichts sehen konnte. Zum Glück – mir anzuschauen, wie ich aufgeschnitten werde – nein, danke.
Die Betäubung wurde gespritzt, was wenn ich ehrlich bin das Schmerzhafteste am gesamten Eingriff war. Um ganz ehrlich zu sein, es gab überhaupt nichts schmerzhaftes mehr, gar nicht, null. Aber meine Nervosität ablegen? Keine Chance! Zu meinem Glück sprach, neben der beruhigenden Musik auf meinem rechten Ohr, den gesamten Eingriff einer der Ärzte mit mir und versuchte mich mal mehr und mal weniger erfolgreich vom Geschehen auf der anderen Seite des Tuches abzulenken. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde der vorletzte Stich gesetzt um meine Wunde zuzunähen, als ich plötzlich ein leichtes Piksen wahrnahm. „Es pikst.“ – „Es piepst?“, der nächste Stich folgte uns das Piksen wurde deutlich spürbarer und meine Stimme merklich lauter: „JA, es pikst!!!“ – „Okay, das war dann auch der letzte Stich – du hast es geschafft.“


Der Port ist raus und ich versuche das noch ein bisschen zu verstehen, dass nie wieder durch meinen 4-jährigen Begleiter Blut oder andere Flüssigkeiten laufen werden.
Um ehrlich zu sein war das schlimmste am gesamten Eingriff meine Nervosität, denn Schmerzen hatte ich keine. Die Situation wach in einem OP zu liegen und zu merken, dass etwas an einem vorgenommen wird ist trotzdem für mich weiterhin ein sehr unangenehmer Gedanke und ich bin froh, wenn ich das möglichst so schnell nicht wieder erleben muss.
Trotzdem möchte ich noch ein paar abschließende Wort finden, für alle, die es noch vor sich haben: Versucht euch nicht so verrückt zu machen wie ich es getan habe. Es ist einfacher gesagt, als getan – ich weiß, aber mit dem Wissen was ich jetzt habe, hätte ich mir den ganzen Stress ersparen können, denn das war wirklich das schlimmste an der Explantation.


Ich bin dankbar, dass ich den Port hatte und er meine Therapie so erleichtert hat. Ich bin dankbar, dass die Ärzte alle immer so toll zu mir waren und mich in jeder Situation unterstützt haben und vor allem bin ich dankbar dieses kleine Ding nicht mehr zu brauchen und es endlich nicht mehr über meiner Brust zu tragen. Ein weiterer, großer Schritt in Richtung Gesundheit ist geschafft. Ich bin dankbar.
