Der Sommer ist vorbei – endlich.

Die Zeit rennt. Der Sommer ist vorbei. Drei teils grauenhafte, aber auch teils wunderschöne Monate sind vorüber und der Herbst steht vor der Tür. „Wenn erstmal der Sommer vorbei ist, dann ist das Ende in Sicht“, haben wir zum Anfang der Therapie immer gesagt. „Ist der Sommer überstanden, ist der Rest eine Kleinigkeit.“ Jetzt ist es soweit, der Sommer ist vorbei. Wieder sitze ich im Krankenhaus und hoffe so sehr, dass meine Werte immer besser werden und sich alles weiterhin positiv entwickelt. 

Mein Sommer-Resümee? Die Hitze hat mich in die Knie gezwungen. Sobald die 30 Grad Marke geknackt wurde, war es für mich ein Ding der Unmöglichkeit die Zeit draußen zu verbringen. Aus meiner geliebten Sonne wurde mein größter Feind. Je länger der letzte Zyklus und somit auch die letzte Chemo vergangen waren, desto besser kam ich mit den Temperaturen klar. Die letzten Wochen konnte ich dick eingecremt und mit absolut hässlichem Sonnenhut sogar ein wenig Vitamin D tanken.  Lasst euch sagen: Es hat so gutgetan! Urlaub – nur Zuhause. Zeit mit den Liebsten verbringen, lecker essen, die Sonnenstrahlen genießen und sich nicht mehr vor ihnen verstecken. Unternehmungen, am Wasser, am Meer. Lange Spaziergänge und sogar Feiern, was ich mir noch vor kurzer Zeit niemals zugetraut hätte. Es fühlt sich so normal an, ich fühle mich wieder stärker. Manchmal fällt es mir sehr schwer alles zu verstehen, manchmal möchte es einfach nicht in meinen Kopf gehen. Ich bin fit, die meiste Zeit zumindest, unternehme viele Sachen, fühle mich gut und lache viel. Trotzdem sitzt da etwas in meinem Körper, was bösartig ist und was meinen Zustand immer wieder verschlechtern könnte. Ich fühle mich gesund, klar bin ich körperlich schwach, aber mein Allgemeinwohlsein ist gut, doch da lauert in meinem Körper etwas, was mich kaputt machen könnte. In solchen wundervollen Momenten, wie dem kleinen „Urlaub“ und die Zeit mit meinen Liebsten lassen mich einfach vergessen, dass dieses bösartige Zeug in meinem Blut überhaupt existiert und das ist auch gut so!

Jede Sekunde, die es mir so gut geht macht mich stärker. Jede Minute, die ich nicht daran denken muss und mich normal fühlen kann gibt mir so viel. 

Ich bin an dem Punkt, auf den ich seit letztem Dezember gewartet habe, der Sommer ist vorbei. Es geht in die letzte Phase. Die vorletzte Therapie ist gerade im Gange und darauf folgt noch ein ziemlich langer Zyklus, der in 2 Blöcke aufgeteilt wird. Dieser momentane Block ist nicht sonderlich stark, die Ärzte rechnen mit wenig Nebenwirkungen, doch der nächste wird noch einmal härter. Aber sind wir doch mal ganz ehrlich? Das stehe ich jetzt auch noch durch. Neun Monate sind wie im Flug vergangen und ich blicke nun auf den Endspurt. Die letzten Blöcke, um der Leukämie und diesen beschissenen Zellen nochmal so richtig in den Arsch zu treten. Sie sollen weg sein, wegbleiben und das für immer. Das Ziel ist November und darauf folgen noch 1,5 Jahre Erhaltungstherapie. Aber erst einmal November. Der Sommer ist überstanden und das Versteckspiel vor der Sonne vorbei. Neun Monate pendeln zwischen Krankenhaus und zu Hause sind um, sieben Chemos geschafft, bald acht. Zwei Monate liegen jetzt noch vor mir. Zwei Monate, die ich im Krankenhaus verbringen muss und Chemo bekomme. Zwei Monate den Zellen noch einmal richtig Feuer geben, damit das alles endlich ein Ende hat. Ich habe keine Lust mehr, möchte ein normales Leben. Möchte nicht immer als erste nach Hause, weil ich kaputt bin, möchte mich in die Sonne legen ohne gleich Allergien, Infektionen oder Sonstiges befürchten zu müssen. Vor allem aber möchte ich in der Zukunft irgendwann wieder voller Stolz sagen können „ich bin gesund.“ 

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