Die Feste feiern, wie sie fallen.


Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Was bleibt einem schon groß anderes übrig, wenn man eingesperrt ist? Nicht feiern? Keine Option. Heute, ein Jahr später bin ich froh, dass wir trotz Krankheit, trotz Isolation das Beste aus den wichtigen Tagen im Jahr gemacht haben.
Weihnachten, Silvester und Geburtstag im Krankenhaus. Was für eine Scheiße. Es ist furchtbar, da brauche ich nicht groß drum rumreden. Das Krankenhaus ist nicht der Ort, an dem sich jemand aufhalten sollte über Weihnachten & co., jedoch kann man es sich manchmal einfach nicht aussuchen. Meine Feiertage im letzten Jahr könnten im Vergleich zu 2018 nicht verschiedener gewesen sein. Genau das ist auch gut so. 

Wie das Schicksal es wollte bekam ich meine Diagnose kurz vor Weihnachten. Schöne Bescherung, aber man nimmt es an und funktioniert. Die kompletten Feiertage, wie Heiligabend, 1. Weihnachtstag, 2. Weihnachtstag & Silvester musste ich also zwangsläufig im Krankenhaus verbringen. Soll ich was sagen? Ich denke nicht, dass jemand auf dieser Station die Feiertage, trotz Gefangenschaft, jemals so schön verbracht hat, wie ich. Meine Eltern, die Freundin meines Papas und mein Freund kamen an Heiligabend zu mir ins Krankenhaus. Wir bauten ein tolles Buffet auf, aus verschiedenen Dingen, die ich essen durfte. Zu der Zeit war meine Ernährung noch sehr streng eingeschränkt und ich musste zu 100% antibakteriell essen. Es gab Pizzaschnecken, Chickenwings, Käsewürfel, kleine Würstchen, Baguette, Nudelsalat und noch weitere Kleinigkeiten. Sogar Kinderpunsch steuerte meine damalige Bettnachbarin bei. Niemand von uns hätte sich auch nur im Geringsten vorstellen können einmal so Weihnachten zu feiern und trotz aller Sorgen und Schwierigkeiten, die wir zu der Zeit hatten, gab sich jeder in meinem Umfeld so unglaublich viel Mühe, um mir schöne Tage zu ermöglichen. Es war ungewohnt. Ganz anders als sonst, aber es war irgendwie auch sehr schön. Wir waren beisammen, haben zwar unkonventionell, aber lecker gegessen und hatten eine schöne Zeit. Das war für mich die Hauptsache. Das war Weihnachten. An solchen Tagen erkennt man meiner Meinung nach erst wirklich den Sinn von Weihnachten und was die Feiertage eigentlich wirklich ausmacht. Es sind nicht die Geschenke, von denen ich nebenbei bemerkt eine Menge das Jahr bekommen habe, mich aber an nur wenige tatsächlich erinnere, weil sie in meinem Kopf einfach nicht im Vordergrund standen. Es ist nicht die dicke Weihnachtsgans, oder das Schickmachen. Es ist das Beisammensein, was für mich zählt und vor allem in 2018 einen sehr hohen Stellenwert für mich hatte.

Am 1. Feiertag wurde mein Krankenzimmer dann rappelvoll, da meine Familie mich besuchte. Ein komisches Gefühl, da wir normalerweise über Weihnachten immer im Urlaub waren, um die Tage wirklich beieinander zu sein. Auch für dieses Jahr war ein kleiner Urlaub geplant, der dann kurzer Hand gekänzelt wurde. Die Familie um sich zu haben ist einfach wundervoll und so wurde auch der erste Weihnachtstag im Krankenhaus für mich Ereignisreich. Abends bekam ich sogar von meinem Freund ein zweites, kleines Weihnachtsessen: Er holte bei einem Lieferdienst schön fetten Nudelauflauf für mich.  

Ich bin ganz ehrlich, so schön das alles auch klingen mag, natürlich konnte meine Familie und mein Freund trotz aller Mühen nicht 24/7 an meiner Seite sein. Mein Freund hat natürlich auch eine Familie, die ihn an Weihnachten sehen möchte. Meine Mama verbringt selbstverständlich auch Zeit mit meiner Familie, die auch nicht mit alle Mann den ganzen Tag auf meinem Zimmer hocken konnte und durchaus war ich auch krank und immer wieder erschöpft. Es gab Momente, wenn ich dann alleine im Krankenhaus lag und Weihnachtsfilme geguckt habe, die ich sonst gemeinsam mit meiner Familie auf der Couch schaute, an denen ich wirklich traurig war und mich zu ihnen gewünscht habe. Ich habe mir immer wieder gesagt: Nächstes Jahr möchte ich mit allen zusammen sein, mit meiner Familie, mit meinem Freund und auch mit seiner Familie. Nächstes Jahr möchte ich in meiner Heimat feiern, was wir schon jahrelang nicht mehr gemacht haben. Nächstes Jahr möchte ich zu Hause feiern, ohne einen Gedanken ans Krankenhaus zu verschwenden. Und genau so ist es 2019 gekommen. 

Letztes Jahr habe ich quasi für zwei Weihnachtsfeste gefeiert. Es war mein Weihnachten, so wie ich es mir gewünscht habe und es war wundervoll. 

Vielen Menschen ist Weihnachten egal, es stresst sie und wird eher als Qual betrachtet. Für mich habe ich gemerkt, ist es was ganz anderes. Ich genieße jeden Film, den ich gemeinsam mit meiner Familie schauen kann, genieße jedes leckere Essen, was wir uns gönnten (und bei Gott, dieses Jahr gab es wirklich viel) und genieße auch die Kirche am Heiligen Abend, die bei uns einfach Tradition ist. 
Ich habe das Gefühl 2019 habe ich nicht nur für zwei Weihnachtsfeste gefeiert, ich habe auch für zwei Weihnachtsfeste gegessen. Es gab so unfassbar viel und es war alles so unfassbar lecker über die ganzen Tage verteilt. Von Omas leckerem Lamm, über Raclette, Hering, sogar in meinem Lieblingsrestaurant waren wir, in dem es Steak gab, bis hin zur traditionellen Weihnachtsgans, wie ich sie schon erwähnt hatte, war alles dabei. Wenn ich es mir so durch den Kopf gehen lasse, müsste ich eigentlich nach all den Leckereien durch die Gegend rollen. Glück gehabt, alles noch im grünen Bereich. 
Ich habe Weihnachten in vollen Zügen genossen und habe mir alles gegönnt, was mir im Jahr zuvor verwehrt gewesen ist. An Heiligabend habe ich mich schick gemacht und am 1. Weihnachtstag bin ich sogar mit meinen Cousinen und meinen besten Freunden feiern gegangen. Es ist so eine schöne Entwicklung für mich selbst zu sehen, was ich geschafft habe. 2018 lag ich Weihnachten isoliert im Krankenbett und 2019 habe ich schon wieder die Tanzfläche gestürmt. Klar noch nicht mit 100%, aber ich habe es so sehr genossen. Weihnachten Zuhause war für mich einfach wunderschön und ich bin dankbar, dass ich in meiner Heimat mit all meinen Liebsten zusammen sein durfte.  Ich bin dankbar, dass ich mir letztes Jahr eben die dicke Weihnachtsgans gönnen durfte, aber trotzdem nicht aus den Augen verloren habe was am aller Wichtigsten ist: Die gemeinsame Zeit. 

Auf Weihnachten folgt Silvester und auch dieser Tag musste 2018 auf Station verbracht werden.  Und auch diesen Tag haben wir uns so gut es geht schön gemacht. Wir waren wieder die gleiche Truppe, wie an Heiligabend: Meine Mama, mein Papa, seine Lebensgefährtin, mein Freund & ich. Wir machten uns Kleinigkeiten zum snacken, spielten Spiele und hatten auch im Krankenhaus Spaß. Problem an Silvester: Das neue Jahr startet erst um 0 Uhr und um 22 Uhr war ich schon so erschöpft, dass nur noch mein Freund bei mir blieb und ich mit ihm bis um 0 Uhr wartete. Ich war isoliert, also musste entweder er Mundschutz tragen oder ich. Nichts Neujahrskuss, nichts Romantik. Er war bei mir und das war mir wichtig. Wir wussten beide 2019 wird besser und dann gibt’s auch den Neujahrskuss. 

2019 gab das Schicksal nochmal alles und mein Opa musste uns leider viel zu früh verlassen und was gibt es Wichtigeres als die Familie? Nichts, richtig! Meine Cousinen und ich entschieden uns das Jahr 2019 gemeinsam mit unserer Oma zu verabschieden und fuhren zu ihr, um mit ihr Fondue zu machen, was sie sonst immer mit unserem Opa gemacht hat. Wir schauten „Dinner-for-one“, aßen mal wieder super lecker und hatten einen schönen Abend. Es war wirklich toll, so konnte ich Silvester sowohl mit einem Teil meiner Familie verbringen, als auch mit meinem Freund und Freunden, zu denen ich dann gegen späteren Abend fuhr, um mir meinen Neujahrskuss abzuholen. Ich habe 2019 für mich sowas von abgehakt. Es war ein grauenvolles Jahr, voller Krankenhaus, Erschöpfung und anderes schrecklichen Dingen. So blöd es klingt und so oft man es vielleicht auch einfach daher sagt, aber: Es kann nur besser werden. 2020 werde bitte besser. Bitte, bitte, bitte. Wir habend jetzt erstmal genug ertragen. 

Kommen wir zum letzten wichtigen Fest (versprochen): Meinem Geburtstag. Da ich ein Januarkind bin, hatte ich natürlich auch das große Los gezogen nicht nur Weihnachten und Silvester, sondern auch noch meinen Geburtstag in Gefangenschaft zu verbringen, Juhu! Eins kann ich sagen, ich glaube ich hatte noch nie so viel Besuch. Ich war schon richtig überfordert von der Menge an Leuten, die mich an dem Tag besuchten. Es fing mit meiner besten Freundin und einer anderen guten Freundin morgens an und ging mit meiner Mama weiter, es kamen Freunde und Familie den ganzen Tag lang und abends dann mein Freund. Die obligatorische „Benjamin-Blümchen-Torte“ war dabei und ich hatte viel Spaß, doch stellt man sich für seinen Geburtstag einfach etwas anderes vor, als in diesem riesen Kasten gefangen zu sein. 

Morgen ist ein Jahr um, morgen ist wieder mein Geburtstag und ich könnte nicht glücklicher sein ihn nicht im Krankenhaus verbringen zu müssen. Heute sitze ich meinen wöchentlichen Krankenhausbesuch ab und dann geht’s wieder ab in die Freiheit. Ein Jahr ist dann wieder um und ich freue mich schon auf alles was jetzt kommt. Mit 23 fängt das Leben doch erst richtig an, oder nicht? 

Morgen und die ganze restliche Woche wird schön. Ich bin selbstständig, verbringe die Zeit mit meinen Liebsten und bin nicht mehr so unfassbar erschöpft, wie im Jahr zuvor. 23 ist doch ein fantastisches Alter, um so richtig durchzustarten. So schön man es sich macht, und so viel Mühe man sich gibt, ein Krankenhaus bleibt einfach immer ein Krankenhaus und Zuhause bleibt einfach Zuhause. Es war eine sehr komische Erfahrung die Tage auf Station zu verbringen und auch wenn wir viel Spaß hatten, wünsche ich das niemandem. Auch ich selber möchte keinen dieser Tage jemals wieder dort verbringen müssen. 
Ein sehr schweres Jahr ist endlich zu Ende und ich könnte mich nicht mehr auf die Zukunft freuen und auf alle Feste, die noch kommen. 

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Die Feste müssen gefeiert werden.


„So Frau Harms, willkommen zurück. Wir starten morgen den dritten Chemoblock. Der wird im Übrigen der gewöhnlich schlimmste Block in der gesamten Therapie.“ – Wow, sowas hört man natürlich gerne, wenn man gerade schön von Zuhause kommt, es einem prächtig geht und die Werte, wie die Schwester es nannte „traumhaft“ sind. „Bei den meisten Menschen zeigen sich die Nebenwirkungen indem der Mundbereich sehr gereizt wird oder sich auch entzündet, sodass das Essen zu einer richtigen Tortur wird.“ Natürlich war es das nicht und als wäre es nicht schon unangenehm genug wird auch der Magen-Darm-Trakt gerne und häufig stark angegriffen, sodass man sowieso keinen Hunger hat. Essen muss man natürlich trotzdem, sonst geht die Magenschleimhaut kaputt. Na, wenn es sonst nichts ist. Immer mit dem kleinen Sätzchen versehen: „Aber hey, es kann passieren, muss aber nicht. Es ist zwar sehr wahrscheinlich, aber vielleicht auch nicht“. Vielen Dank für diese klare Aussage, das hilft ungemein, oder halt auch nicht. 
Bevor das Ganze hier nur in Gemecker und Gejammer ausartet, keine Angst, trotz dieser nicht ganz so rosigen Aussichten wäre ich ja nicht ich, wenn ich dennoch ziemlich entspannt an die Geschichte herangehen würde. Ich habe nämlich eine Kleinigkeit, die das Ganze fast unwichtig erscheinen lässt. Dieser wahrscheinlich super ätzende Block dauert nur traumhafte 2 Wochen, das heißt Zeit Zuhause ist schon wieder in greifbarer Nähe und es ist ein wundervolles Gefühl.
Zum ersten Mal bekomme ich eine Chemo, die 24 Stunden dauert, 23,5 Stunden um genau zu sein. So ein schön ätzend gelbes Zeug, dem man schon direkt ansieht wie giftig es doch ist. Da die Chemo auch tatsächlich genauso giftig ist, wie sie aussieht muss sie bis zum letzten, klitzekleinen Tropfen meinen Körper wieder verlassen, und das unbedingt. Dazu wird mir noch eine minimale Menge von ach nur ca. 29399283 Litern nebenbei angehängt und ständig durch meinen Körper gepumpt. Es werden sicher super spaßige Tage und auch spaßige Nächte. Eigentlich könnte ich mein Bett ins Badezimmer schieben und dort meine Zeit verbringen, spart mir das ganze hin und her laufen, versteht sich. Als netten Nebeneffekt und Traum jeder Frau wird man noch zur Kontrolle 3 Mal täglich gewogen um zu schauen wie gut das Wasser den Körper wieder verlässt, nicht dass ich dicke Füße oder dicke Beine bekomme, das will hier denke ich keiner. 
Die Zeit hier im Krankenhaus rennt schon wieder. Es ist wirklich schwer vorstellbar, trotz dass man quasi nicht wirklich etwas macht ist hier immer etwas los. Es ist immer entweder Besuch da, es gibt etwas zu Essen oder die Schwestern wuseln um mich herum. Die Tage verfliegen und das ist auch gut so. 

Warum heißt dieser Post jetzt „Die Feste müssen gefeiert werden?“, welche Feste? Es gab eine Zeit hier im Klinikum, auf der Station, die für mich sehr besonders war. Ich schätze mich froh, dass diese Zeit um ist, da sie sehr anstrengend und ätzend war. Es ging mir in dieser Zeit auch wesentlich schlechter als momentan, doch sie war an den benannten Festen wirklich besonders. Es geht um Weihnachten, Silvester und meinen Geburtstag, die ich alle samt hier auf meinem Zimmer 11 verbracht habe. Klingt es nicht traurig? Weihnachten ohne Tannenbaum, ohne die ganze Familie, ohne das Traditionelle Essen, ohne die ganzen Gewohnheiten, die man sein ganzes Leben lang schon macht. War es aber ganz und gar nicht! Dank meiner großartigen Familie war Weihnachten trotz der gegebenen Umstände unfassbar schön, familiär und besinnlich.  Zu dem Zeitpunkt war ich sehr stark isoliert, dass hieß also wir mussten aufpassen, was das Essen anging und wir stellten uns vor allem die Frage: Was zur Hölle können wir machen, das ich essen darf, was also antibakteriell ist, aber trotzdem noch lecker schmeckt? Ist ja immerhin Weihnachten. Wir, meine Familie und ich, kamen schnell auf den gemeinsamen Nenner, dass wir ein kaltes Buffet machen wollten. Auf der Station gibt es zwar eine Mikrowelle, aber macht mal 5 Gerichte nacheinander warm, da ist der erste schon satt, bevor der letzte überhaupt angefangen hat zu essen. So machte sich jeder der Heiligabend hier verbrachte, meine Mama, mein Papa mit seiner Lebensgefährtin und mein Freund, sich zur Aufgabe etwas leckeres mitzubringen, das ich auch essen durfte. An Heiligabend räumten wir noch einen zusätzlichen Tisch ins Zimmer und es entstand ein riesen großes, kaltes Buffet mit Pizza-Schnecken, Chickenwings, Nudelsalat, Mini-Würstchen, Käsewürfeln und vielem mehr. Natürlich viel zu viel, aber auch unglaublich lecker. Meine Bettnachbarin steuerte noch Kinderpunsch dazu und wir spielten Kartenspiele. Es war wirklich wunderschön! Selbst die Schwerstern waren ganz Baff „Sowas hat es hier noch nie gegeben“. Am 1. Weihnachtstag kam dann auch die restliche Familie, es war so auch auf Zimmer 11 doch ein wenig besinnlich. Selbstverständlich habe ich auch viele, schöne Geschenke bekommen, doch das rückte in diesem Moment total in den Hintergrund. Die Mühe, die meine Familie und mein Freund sich machten war mit Abstand das größte Geschenk.

Silvester folgte natürlich auch schnell. Man muss dazu sagen, dass ich nicht den größten Wert auf Silvester lege. Meiner Meinung nach sind die Erwartungen an den Abend immer viel zu hoch und im Endeffekt wird es dann immer blöd. Ich habe meist sowieso nicht so Glück mit dem Abend, habe die letzten Jahre mich gerne auf die Klappe gelegt und konnte so meinen Neujahrstag in der Notaufnahme verbringen, das muss natürlich auch nicht sein. So war mir Silvester also eh nicht so wichtig und doch wurde auch dieser Abend zu einem kleinen Highlight. Den Tag ging es mir nicht ganz so gut, ich war sehr kaputt und kurzatmig, trotzdem freute ich mich sehr auf meine Familie. Die gleiche Kombi, wie schon an Weihnachten. Wir machten uns abends „Brotzeit“ mit leckerem Ciabatta, mit verschiedenem Käse und leckerer Salami und holten noch etwas zum Naschen. Es war ein super zwangloser, und witziger Abend. Gegen halb 11 gingen alle bis auf meinem Freund, da ich doch ziemlich übermüdet war. Dieser blieb noch bis ungefähr 0:30 Uhr und auch wenn es jetzt ein bisschen kitschig klingt, nach einem halben Monat absolut 0 Körperkontakt, um 0 Uhr die erste Umarmung zu bekommen war vermutlich der beste Start ins Jahr 2019, den ich hätte haben können. Man gewöhnt sich dran, dass einen niemand berühren darf, doch dieser Moment war wirklich einmalig schön. Mein Freund verbrachte dann seinen Restabend in Bremen mit seinen Kumpels, während ich um 0:30 brav und auch sehr müde ins Bett gefallen bin. 
16 Tage später folgte dann der nächste Programmpunkt meines persönlichen „Krankenhaus-Event-Kalenders“: Mein Geburtstag! Und auch hier denkt man sich wieder: „Boah, wie ätzend, Geburtstag im Krankenhaus, ist ja scheiße“, falsch gedacht! Nicht mit diesen Freunden und dieser Familie. Auf der Station ging der Tag schon ziemlich gut los, die Schwestern wussten natürlich, dass ich Geburtstag hatte und brachten mir ein bisschen Schoki direkt ans Bett, was wirklich süß war. Früh morgens kamen auch schon 2 Freundinnen, gegen Mittag dann meine Mama und noch 3 Freunde. Dann folgten noch meine Tante und meine Cousine. Zwischendurch traf dann noch mein Papa mit seiner Freundin ein und abends noch mein Freund. Den ganzen Tag über war ich abgelenkt. Ich glaube so wenig Zeit wie an diesem Tag habe ich keinen anderen auf meinem Zimmer verbracht. Es war großartig! Es gab Benjamin Blümchen Torte, ganz viel Schokolade und Naschkram und später holten wir noch beim Gyros-Mann unseres Vertrauens lecker Essen. Ja, man hat hier viel Zeit alles Essbare in der Umgebung auszutesten. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich Zuhause vermutlich nicht so viel Aufmerksamkeit gehabt, wie hier. An diesem Tag drehte sich wirklich alles um mich, und ich habe es in vollen Zügen genossen. 

Die nächste Feierlichkeit, die bevorstand war nun die goldene Hochzeit der Großeltern meines Freundes und ich hatte immer noch keine Ahnung wann und wie lange ich das Krankenhaus endlich mal verlassen darf. Natürlich wäre es schön endlich eine Veranstaltung außerhalb des Krankenhauses wahrzunehmen, endlich sich auch mal wieder richtig fertig machen zu können, sich richtig schick machen, aber sicher war natürlich wie immer nichts. Die Hochzeit sollte am 02.03. stattfinden, also noch soweit in der Zukunft, dass ich zu keinem Zeitpunkt genau sagen konnte, ob es klappt oder nicht. Zum Glück hat es genau gepasst. Endlich Ausgang, 2,5 Wochen und am 04.03 sollte es zurück gehen. Passte also genau. Einfach auf einer Feier spaß haben, sich den Magen vollschlagen, quatschen und eine gute Zeit haben, das sind so Dinge, die man wirklich schätzen lernt. Natürlich ganz ohne Alkohol und es bringt trotzdem Spaß ohne Ende.
Jetzt stehen die nächsten Chemos vor der Tür. Es wird vielleicht unschön, vielleicht auch nicht, garantiert wird einem hier nichts. Man kann bloß so gut es geht gegenarbeiten. Momentan geht es mir noch sehr gut und ich merke nichts, ich stehe aber auch noch ganz am Anfang des dritten Blogs. Die ersten Werte meines Knochenmarks sind schon eingetroffen und zum Glück wieder einmal durchweg positiv. Das gibt wie immer unendlich viel Kraft. 
Um beim Thema zu bleiben, Ostern steht vor der Tür und somit auch gleichzeitig der Geburtstag meiner Mama und der meines Freundes. Vielleicht kann ich ja wenigstens ein paar dieser Tage in Freiheit verbringen, Daumen drücken! 

  • Blazer: Hallhuber
  • Kleid: Only
  • Gürtel: Moschino
  • Kette: H&M
  • Schuhe: Sacha Shoes
  • Mütze (auf dem letzten Bild): Canada Goose
  • Pulli & Rollkragen: H&M & Zara

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